Der 11.06.2025

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Rede von Dr. Karamba Diaby

Redebeitrag von Dr. Karamba Diaby – MdB a.D.
11. Juni 2025 – Tag der Erinnerung: 25 Jahre nach dem Mord an Alberto Adriano

Liebe Anwesende,

heute versammeln wir uns, um zu erinnern – an Alberto Adriano.
Ein Mann, der in Dessau lebte, arbeitete, Vater war.
Ein Mensch, der grundlos von drei Neonazis brutal ermordet wurde – heute vor genau 25 Jahren.

Sein Tod war kein Zufall. Er war das Ergebnis eines Klimas aus Rassismus, Hass und Wegsehen. Und bis heute schmerzt dieser Mord – in seiner Grausamkeit, in seiner Symbolkraft, in seiner Mahnung an uns alle.

Ein aufrichtiger Dank gilt dem Multikulturellen Zentrum Dessau und seinen Partnern, die seit einem Vierteljahrhundert dieses Erinnern möglich machen – mit Würde, mit Konsequenz, mit Beharrlichkeit. Danke, dass ihr diesen Ort des Gedenkens offenhaltet – für die Stadt, für die Familien, für uns alle.

Wenn wir heute zurückschauen, dürfen wir nicht stehenbleiben im Damals. Denn rechtsextreme Gewalt ist nicht Vergangenheit. Sie ist brandaktuell – und sie nimmt besorgniserregend zu.

Laut dem aktuellen Verfassungsschutzbericht vom 10. Juni 2025 ist die Zahl rechtsextremistischer Straftaten im letzten Jahr um fast 50 % gestiegen. Mehr als 1.280 Gewalttaten – Taten, bei denen Menschen körperlich und seelisch verletzt wurden, nur weil sie nicht ins Weltbild von Menschenhassern passen.

Die Zahl gewaltbereiter Rechtsextremer liegt heute bei über 15.000. Das sind keine Einzeltäter. Das ist ein Netzwerk, eine Bewegung, eine reale Bedrohung. Und deshalb ist unser Gedenken heute kein Ritual. Es ist eine politische Notwendigkeit. Denn wo das Erinnern endet, beginnt das Verdrängen. Und wo verdrängt wird, wiederholt sich Geschichte.

Wenn wir heute an Alberto Adriano erinnern, dann dürfen wir nicht nur an das Opfer denken – wir müssen auch an die vielen denken, die heute wieder in Angst leben. An die, die sich einsetzen. Die ihre Stimme erheben. Die Gesicht zeigen.

Ehrenamtliche, Kommunalpolitiker:innen, Aktive in der Zivilgesellschaft – viele von ihnen erleben Bedrohung, Einschüchterung, Angriffe. Nicht irgendwo, sondern mitten unter uns: in Rathäusern, in Vereinsräumen, in Schulfluren, im Netz.

Und deshalb sagen wir klar: Wer sich für Demokratie einsetzt, darf nicht allein gelassen werden. Wir brauchen endlich ein Demokratiefördergesetz, das dauerhaft zivilgesellschaftliches Engagement absichert – nicht befristet, nicht projektweise, sondern strukturell. Wir brauchen den konkreten Schutz von Engagierten vor rechter Gewalt, digitaler Hetze und realen Angriffen. Und wir brauchen eine institutionelle Stärkung politischer Bildung, damit junge Menschen früh lernen, was Demokratie bedeutet – und was sie bedroht.

Denn unsere Demokratie darf nicht zur Nebensache werden. Sie ist unsere Grundlage – und sie braucht Pflege, Schutz und mutige Menschen, die sie tragen.

Alberto Adriano ist nicht vergessen. Sein Name steht für viele – aber auch für eine Zukunft, die wir gestalten können. Wenn wir heute erinnern, schützen wir nicht nur die Würde der Vergangenheit – wir öffnen den Raum für ein Morgen, in dem Menschen in Sicherheit leben dürfen – egal, wie sie heißen, woher sie kommen, wie sie aussehen oder woran sie glauben.

Unsere Hoffnung liegt in dem, was wir gemeinsam tun: im Erinnern, im Handeln, im Nicht-Nachlassen. Denn eine demokratische, vielfältige Gesellschaft ist kein Geschenk. Sie ist eine Aufgabe. Unsere gemeinsame Aufgabe.

Vielen Dank.

Dr. Karamba Diaby – MdB a.D. - kd@karamba-diaby.de -
www.karamba-diaby.de

25. Gedenktag zu Alberto Adriano

Gedenkveranstaltungen zum 25. Jahrestag des rassistisch motivierten Mordes an Alberto Adriano

Am 11. Juni 2025 jährt sich der Mord an Alberto Adriano zum 25. Mal. Der in Mosambik geborene Familienvater wurde 2000 im Stadtpark Dessau von drei rechtsextremen Tätern brutal angegriffen und erlag wenige Tage später seinen Verletzungen. Aus Anlass dieses Jahrestages veranstaltet das Multikulturelle Zentrum Dessau e. V. gemeinsam mit zahlreichen Partnern einen Gedenktag, der sowohl dem stillen Erinnern als auch dem gesellschaftlichen Dialog gewidmet ist. Das Programm beginnt um 14:00 Uhr mit einer öffentlichen Podiumsdiskussion im Bauhaus Museum Dessau. Dort diskutieren Expertinnen und Experten sowie selbst Betroffene über strukturelle Diskriminierung und rechte Gewalt in Deutschland. Im Anschluss findet um 15:30 Uhr eine Kranzniederlegung an der Gedenkstele im Stadtpark statt. Neben Vertreterinnen und Vertretern der Stadtgesellschaft wird auch der ehemalige Bundestagsabgeordnete Dr. Karamba Diaby ein paar Worte sprechen. Zum Abschluss lädt das Kiez-Kino Dessau um 17:30 Uhr zur Filmvorführung mit anschließendem Gespräch zum Thema rechtsextreme Gewalt ein. 

Der Vorstand des Multikulturellen Zentrum betont: „Das Erinnern an Alberto Adriano ist nicht nur ein Akt des Gedenkens, sondern auch ein Zeichen gegen das Vergessen und für eine demokratische, solidarische Stadtgesellschaft.“ 

Alle Bürgerinnen und Bürger sind herzlich zur Teilnahme eingeladen.


Erinnerung an Alberto Adriano
Erinnerung an Alberto Adriano
Alberto Adriano 2025
Alberto Adriano 2025

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